Kennst du das? Abends, wenn sowieso in der Familie alle müde sind und nuroch ins Bett wollen, weigert sich dein Kind fürs Zähneputzen den Mund aufzumachen?
Mein jüngeres Kind hatte einen massiven Widerstand, sich die Zähne putzen zu lassen. Gefühlt half alles nix: Kein Gut-Zureden, keine Absprachen, kein Druck. Denn nach Zwangausübung fühlte ich mich gelinde gesagt ziemlich sch… Mist. (Und mein Mann und ich wundern uns, warum mein Kind Schimpfwörter kennt 🙂 )
Heute, nach einem halben Jahr, hat sich unsere Situation merklich entspannt.
Zähneputzen muss sein
Eins ist klar: meine Zähne sind durch mangelnde Pflege in der Kindheit überall von Karies befallen gewesen und wurden in schmerzhaften Sitzungen beim Zahnarzt behandelt. Das möchte ich meinem Kind ersparen. Ich möchte, dass meine Kinder gesunde Zähne haben und, dass Zähneputzen bindungs- und bedürfnisorientiert abläuft.
Doch es gibt so einige Schwierigkeiten dabei.
- Wie gehe ich mit meinem Kind um, so dass er und ich bekommen, was wir brauchen?
- Wie gestalte ich demnach unsere Situation, die schon ein Problem geworden ist?
- Wie finden Dinge Berücksichtigung, die nur zweitrangig mit der eigentlichen Weigerung meines Kindes zu tun haben? (Zum Beispiel die Absprache mit meinem Partner?)
Es ist irgendwann klar: wir brauchen eine Entschleunigung der Zahnputzsituation. Es braucht eine bewusste Zuwendung zum Widerstand meines kleineren Kindes, um für mich, meinen Mann und die Schwester die Stimmung am Abend zu entspannen.
Wie ist das bei dir?
Hast du eine grundsätzlich eine entspannte Abendroutine? Oder laufen abends noch andere Sachen aus dem Ruder? Was macht am meisten Probleme, also hat die höchste Priorität?
Was sind deine „Nebenschauplätze“? Kannst du dich ganz auf die Situation selbst einlassen oder spielen noch andere Personen, Geschwister, Mann eine Rolle und stören dich in einer entspannten Grundhaltung? Gibt es „innere Personen“, die Schwiegermutter, Personen aus der eigenen Kindheit, die dich bestimmen und abhalten, das zu tun, was du eigentlich willst?
Bist du mit deinem Verhalten deinem Kind gegenüber zufrieden? Wenn nicht, was stört dich an dir selbst?
Zähneputzen: wie es trotz guter Idee bei uns schief gegangen ist 🙂
- Das Ganze mit Humor nehmen – klappt gut, wenn ich selbst entspannt bin und wir viel Zeit nach hinten haben,
- das ganze Aussitzen – auch das nur, wenn Zeit nach hinten ist und ich WIRKLICH Geduld habe,
- ihm eine Geschichte erzählen: von Karius und Baktus, und ihm erklären, warum Zähneputzen wichtig ist – hilft meistens nur kurz, dann überwiegt das Unlust-Gefühl beim „Geputzt-werden“,
- überlegen, wo er in anderen Situationen sich gerne helfen lässt: z.B. beim Popo abputzen – und mich so verhalten, wie ich es dort tue (nämlich ihn nach mir rufen lassen, wenn er fertig ist), –> da geht er meistens aus dem Badezimmer und spielt lieber,
6 Tipps, wie Zähneputzen spielerisch gelingen kann
- nichts mehr für ihn machen, bis wir nicht Zähne geputzt haben,
- alle Dinge, die er entscheiden kann – welche Zahnpasta, Motor an oder aus, wo hinsetzen – ihn entscheiden lassen, die Entscheidung für Zähneputzen generell aber treffen,
- eine Routine schaffen, dass nach dem Abendessen immer gleich die Zähne geputzt werden,
- an einem anderen Platz putzen, wenn der alte Platz gefühlsmäßig schon negativ besetzt ist,
- für Ruhe sorgen, dass sich nicht noch zwei weitere Personen im Badezimmer aufhalten und Geräusche machen,
- für mich ein Spiel daraus machen – wie lange brauche ich wohl, bis sich das ein bindungs- und bedürfnisorientiertes Zähneputzen bei uns beiden etabliert hat? 3 Wochen? 3 Monate? Drei Jahre? Schaffe ich es vielleicht schneller als gedacht?
Zähneputzen sechs Monate später
Mein Partner und ich haben begonnen, wieder achtsamer miteinander umzugehen. Das war ein längerer Prozess. Meine große Tochter hilft unglaublich gut mit – außer sie ist selbst zu kaputt. Es ist nach wie vor eine Aufgabe, die Situation am Abend zu entschleunigen und genügend Zeit einzuplanen. Und ab und zu geht es noch immer schief.
No family is perfect 😉 Hauptsache, es passt für uns.
Mein Anliegen ist immer auch ein pädagogisches: Ohne eine Orientierung an den Bedürfnissen von allen, auch denen der Kinder, kann es funktionieren. Nur wo bleibt die Liebe?