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Familienpraxis 

Dr. Simone Lang

Trageberatung

Mein Tochter war in den ersten zwei Wochen ausgesprochen „pflegeleicht“ – außer dass ich keinen durchgehenden Schlaf mehr hatte… Aber irgendwie konnte ich ihr nicht das geben, was sie brauchte und so wurde es mit dem Schreien und Weinen und „Nicht-Einschlafen-Können“ immer schlimmer.

Auch heute wäre ich mir nicht sicher, ob ich zu jeder Zeit die Nerven hätte, ihr bei ihrem Weinen beizustehen…

Was schnell hilft

Was mich in dieser Zeit „gerettet“ hat, waren Beruhigungsstrategien, die Harvey Karp so auf den Punkt gebracht hat. Sie sind nicht unumstritten, denn sie fordern vom Kind, dass es sich beruhigt, wo ist sich manchmal einfach verstanden und gehalten wissen möchte. Weshalb ich dennoch davon berichte? Weil es alles zusammenfasst, was schnell hilft.

Strategie 1: #StraffesEinwickeln oder auch #Pucken

Beim #Pucken werden Arme und Beine beim Säugling durch das Einwickeln in ein Tuch an den Körper gebunden. Dadurch kann das Baby sich weniger bewegen.

Wann kann das straffe Einwickeln sinnvoll sein? Wenn das Kind einschlafen soll und sich nicht beruhigen kann, weil es mit den Armen fahrig fuchtelt oder wenn es in der Rückenlage das Gefühl hat, zu fallen und deshalb an einem Zucken der Arme leidet (Moro-Reflex).

Bei meiner Tochter war das Pucken immer zwiespältig: Zum einen hat sie dadurch besser in den Schlaf gefunden und mehr durchgeschlafen. Zum anderen hat sie mir wohl, so würde ich nun rückwirkend aufgrund der neuen Erkenntnisse aus der Baby-Traumaforschung interpretieren, immer wieder von ihren schlimmen Erlebnissen bei der Geburt „erzählt“ und dabei den Kopf hin und her geworfen, wenn sie wieder so eng eingepackt war wie damals vor der Geburt und im Geburtskanal.

Strategie 2: Seitenlage

Oft wird empfohlen, das Baby in die Rückenlage zu legen, um Atemnot vorzubeugen. Ebenfalls möglich – so zumindest die Empfehlungen der Hebamme – ist das Legen in Bauch- oder Seitlage, wenn die Mutter wach dabei ist. Mir hätte diese Information sehr geholfen. Seitlage hilft, die Arme und Beine durch die Schwerkraft am Körper zu fixieren und kann das Baby dadurch entspannen.

Wann kann die Seitenlage hilfreich sein? Sie wird bei den meisten Schreibabys funktionieren, da sie sich durch körperliche Vorgänge leicht aus der Fassung bringen und berunruhigen lassen.

Strategie 3: Schuschen oder #Weißes Rauschen

Ein „Schschschsch“, das direkt neben dem Ohr des Babys lautstark gezischt wird, überreizt das Baby nach Aussage der Ersten Emotionellen Hilfe völlig. Im Notfall katapultiert es sozusagen das Baby in einen „Offline-Zustand“, in dem es schnell verstummt.

Wann kann das laute Schuschen oder weißes Rauschen aus dem Radio am Ohr des Babys sinnvoll sein? Wenn ich als Mutter am Ende meiner Kräfte bin und beim Weinen meines Babys aus Erschöfung nicht mehr präsent in meinem Körper sein kann. Wenn sich das Baby der Mutter anpassen und quasi „ihr zuliebe“ ruhig sein muss.

Strategie 4: Schaukeln

Bewegung, vor allem in Kombination mit dem straffen Einwickeln, hat eine direkte Beruhigungswirkung auf das untröstlich weinende Baby. Besonders gut funktioniert bei fast allen Müttern die Kombination aus einem Pezziball, auf das sich die Mama mit ihrem Baby, das in der Trage oder dem Tuch bei ihr am Körper eingebunden ist.

Wann ist das Schaukeln sinnvoll? Gerade das Tragen und das „Mitbewegen“ kann dem Baby die Geborgenheit geben, die es im Mutterleib gespürt hat.

Strategie 5: Saugen

Während Karp auch bei den anderen Strategien von Reflexen ausgeht, ist der Saugreflex nicht nur bei ihm ein anerkannter Beruhigungsreflex, der dem Kind quasi „automatisch“ Beruhigung einflöst – z.B. durch die Brust, ein Fläschchen oder den Schnuller. Während der ersten Jahre verliert sich der Saugreflex, die orale Stimulierung wird aber die ersten Jahre immer eine Rolle spielen.

Wann ist das Saugen als Beruhiungsstrategie sinnvoll? Hier ist ein Abwägen von Belastbarkeit der Mutter und Wunsch des Babys wichtig. Wir haben unsere Kinder beide an den Schnuller gewöhnt, aber sie auch beide vor dem ersten Geburtstag wieder schrittweise davon entwöhnt, da sie dann anders getröstet werden konnten.

Der Cocktail aus allen fünf Zutaten oder „Tanz mit dem Baby“

Im Notfall hilft auf besondere Weise die Kombination aus allen fünf Strategien. Karp vergleicht hier das Ganze mit einem Tanz, bei dem das Baby führt. Das Baby wird gepuckt, in die Seitlage gelegt, ein weißes Rauschen wird geschuscht, dabei das Baby auf den Knien abgelegt und in Seitlage geschaukelt und ein Schnuller gegeben. Schreit das Baby laut, werden die Strategien auch kräftig und stimulierend ausgeführt, wird das Kind leiser, kann auch die erwachsene Person ihre Intensität zurückfahren. Das Schaukeln darf nicht so ausgeführt werden, dass der Kopf haltlos hin und her gerissen wird.

Was langfristig hilft

Wie bei uns Erwachsenen hilft es dem Kind wirklich langfristig, wenn wir als Eltern anfangen, dem Baby zuzuhören. Wenn wir in unsere eigenen Präsenz bleiben und dem Kind ein ruhender Pol sind. Ihnen zuhören und sie sich ausweinen lassen. Nach einem Höhepunkt werden sie sich irgendwann verstanden fühlen und es werden innige Momente entstehen. Wäre unsere Kind unsere beste Freundin, würden wir sie auch nicht ständig dazu zwingen wollen, dass sie sich beruhigt, wenn sie sich einfach mal bei uns ausweinen will und sich verstanden fühlen möchte. 

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