Ich kenne das ja schon. Immer, wenn mein Organismus überlastet ist, schalte ich erst auf Notaggregat – ich brauche mehr Zucker und Kakao, um die tägliche Belastung durchzustehen – und irgendwann auf Notaus – also ich werde krank.
Müde. Krank. Erschöpft.
Das Kleinkind von 10 Monaten will immer noch keinen Brei essen und die Stückchen Nudeln, Kartoffeln, Karotten machen nicht satt, so dass ich immer noch voll stille – auch nachts. Das heißt eben zusätzlich zu der täglichen kommt auch noch die nächtliche Belastung und in der Folge Schlafmangel und vermutliche fehlende Nährstoff, die das Kind von mir abzieht und die ich auch gerne gebe.
Lernprozesse erzwingen?
Bei Kind 1 haben mein Mann und ich das Brei essen und Abstillen mehr erzwungen, da ich nach einem halben Jahr nach der Geburt wieder zum Geld verdienen aus dem Haus ging. Allerdings haben mein Baby und ich gerade da die gemeinsame Stillzeit gebraucht als Zeit der Nähe, Geborgenheit, Verbundenheit, Innigkeit.
Natürlich könnten wir das mit dem Brei essen bei Kind 2 mehr forcieren. Doch darüber, dass wir dem Kind keinen Brei in den Mund zwingen, den er sowieso nur ausspucken würde, lernen wir ihn wieder ein Stück mehr kennen. Er will essen, wenn er es selbst in den Mund stecken kann und da hat er eine witzige Technik mit seinen Fingerchen entwickelt. Und er ist, wenn er das angebotene Essen interessant findet – also eine sehr kurze Zeit. Das Kauen schaut er sich ab und „tut so als o“, also kaut mit seiner Kauleiste und seinen 7 Zähnchen auf und ab, auch wenn letztendlich das Aufweichen im Mund und nicht das Zerkleinern durch Zähne das Essen schluckbar macht. Vorbild und Nachahmung – sehr süß.
Er lernt, es geht voran und ich gehe auf dem Zahnfleisch. Es ist einfach ein Hammer-Job, das Mutter-Sein – physisch und psychisch.
Entlastung durch mehr freie Zeit
Eine der Hauptbelastungszeiten waren auch bei der Großen die Zeit so etwa ein Jahr und drei Monate nach der Geburt. Und wie immer heißt es nun – wo können wir Reize verringern (für das Baby) und Zeiten der Erholung schaffen (für mich und auch den Papa). Dazu kommt nun noch die Große, die ihre Bedürfnisse nach Anregung und Bewegung hat. Diese Mal haben wir den Heimaturlaub bei den Großeltern abgesagt. Was wirklich heftig ist. Schon an Weihnachten waren wir nicht dort – beide Großelternpaare wohnen 700 Kilometer entfernt. Meine Tochter hat sehr geweint.
Wir haben dadurch mehr frei verfügbare Zeit gewonnen. Zeit für Mittagsschlaf, Zeit zu heilen. Zeit für die Kleinstfamilie. Zeit, dass sich die Geschwister kennenlernen. Zeit zum Durchatmen. Zeit, dass mein Mann und ich uns mal wieder in die Augen schauen und Witze machen. Ich atme ein – ich atme aus.