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Familienpraxis 

Dr. Simone Lang

Unsere Eltern, also die Großeltern der Kinder, wohnen circa 700 Kilometer von uns entfernt. Das Gute daran ist, dass die beiden Großelternpaare nur knapp 100 Kilometer voneinander entfernt wohnen, so dass wir beide auf einen Rutsch besuchen. Wir schaffen es meistens, zweimal im Jahr für ein paar Tage dorthin zu Besuch zu fahren. 

In den Osterferien war es mal wieder so weit: die große Reise stand an. In weiser Voraussicht und aus der mehrjährigen Erfahrung mit solchen Zugreisen, hatten wir das Wochenende geplant, um uns und das Haus reisefertig zu machen und wollten erst am Montag früh fahren. Wir wollten fahren… 

In der Nacht von Sonntag auf Montag ist der Kleine unruhig und steigert sich so in seine Schlaflosigkeit, dass er das gesamte Abendessen wieder von sich gibt. Auf den Schlafsack. Der in der Folge von dem Sommerschlafsack ersetzt wird, der wahrscheinlich zu dünn ist. Oder es ist doch nochmal ein Infekt unterwegs – who knows – sicher ist, dass er nach einer schlaflosen Nacht eine Rotznase hat. Fahren oder nicht fahren – da wir schon einmal verschoben haben, entscheiden wir zu fahren, was uns in der Folge eine weitere durchwachte Nacht, dann bei den Großeltern väterlicherseits beschert.

Krank werden wir alle mal. Besonders im Winter. Und krank sein passt nie. Dafür gibt es einfach keinen guten Notfallplan. So stehen wir wir immer vor der Frage, als am Wochenende letzten Winter klar wird, die Große hat es heftig erwischt, mit hohem Fieber und ich werde auch krank, was tun. Ich kann mich selbst krank nicht noch um den Kleinen und die kranke Große kümmern. Es gibt vielleicht Ausnahmemütter, die sich das zumuten und auch schaffen, ich gehöre nicht dazu.

Mein Mann und ich vereinbaren, dass er im Notfall, der im Verlaufe des Wochenendes immer wahrscheinlicher wird, zuhause bleibt. Für kranke Kinder haben Eltern zehn Fehltage, die sie sich nehmen dürfen und die von der Krankenkasse bezahlt werden. Natürlich weniger als das Gehalt wäre – versteht sich. Implizit also gleich mal unterstellt, dass Eltern das sicher ausnutzen würden, wenn sie mal zu gleichen Gehalt mit ihrem Nachwuchs zehn Tage im Jahr zuhause bleiben könnten… Mein Mann will aber zumindest mit seinem Chef telefonieren und einiges abklären, weil der auch noch in den Urlaub fährt. Außerdem hat mein Partner leider eine Konferenz zu organisieren. Das heißt, daheim bleiben kann er wohl. Arbeiten muss er trotzdem. Und wenn er es nicht schafft, weil das natürlich eigentlich gar nicht geht, mit zwei Kinder und einer kranken Frau zuhause, ist bei uns zumindest die emotionale Anspannung hoch, weil klar ist – eigentlich „müsste“ er was anderes machen.

Die Katastrophe in Form von Auseinandersetzungen, wie lange er zuhause bleiben kann und ob ich nicht doch schneller gesund werden könnte (so nicht ausgesprochen, aber immer mitschwingend), lässt nicht lange auf sich warten. Irgendwann bin ich neben krank auch noch auf 180 und mein Mann resigniert, dass das mit der Konferenz jetzt, diese Woche auf jeden Fall nicht organisiert werden kann.

Die Stimmung ist am Boden.

Es gibt einfach keinen guten Notfallplan. Wenn die Großeltern vor Ort wären, könnten sie – so sie das wollen würden, uns vielleicht ein paar Stunden am Tag entlasten – das Vorlesen übernehmen, mal was kochen oder ähnliches. Das wäre ein Notfallplan. Würden sie wahrscheinlich auch gerne machen. Großeltern in der Nähe haben wir aber nicht.

Babysitter, ja, haben wir auch versucht. Wir haben es geübt, als das Kind gesund war. Das haben wir sogar zu erzwingen versucht. Von heulendem Kind weg gehen und so. Nein danke. Der Vertrauensverlust ist es nicht wert.

Einzig unsere Haushaltshilfe kommt gerne, um die Kinder zu betreuen, die Kinder kennen sie, sie ist eine Vertrauensperson und arbeitet nicht Vollzeit. Hat aber selbst einen Mann und eine Tochter zu pflegen. Kommt aber, die Gute, wenn es wirklich brennt. 

Alles sind wieder gesund geworden – meine Tochter nach zehn Tagen – so lange war sie noch nie krank, und mein Mann hat seine Konferenz dann doch noch mit Bravour organisiert. Geht doch. Aber Stress ist es immer.

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