„Aua“, der Kleine hat sich im Wohnzimmer barfuß eine Nusschale eingetreten und versucht, sie einbeinig balancierend los zu werden, wobei er aber nicht mit den Händen zum Fuß kommt. Sie klebt fest. Nach einigem Wackeln mit dem Fuß tritt er nochmal auf: „Aua“. Endlich geht die Schale ab.
Morgens nach dem Weggang von Mann und Tochter liege ich krank und müde auf dem Sofa. Der Kleine springt auf mir herum. Auskurieren ist nicht – zumindest seiner Ansicht nach. Es hilft ja nichts, aussitzen funktioniert nicht. Er weiß nicht, dass ich krank bin und merkt dann nur, ich verhalte mich anders und fängt an zu weinen, meckern oder Sachen zu machen, bei denen ich aufstehen oder ihn zurechtweisen muss und das rüttelt mir zu sehr an den Nerven.
Zusammen Nüsse knacken spielen
Präventives Handeln ist gefragt: ich bereite ihm also eine Lernumgebung im Wohnzimmer: baue zwei Balancierbretter auf, mit der Decke eine Tischhöhle, die kleine Werkbank wird raus- und das Pukyrad bereit gestellt. In der Küche räume ich eine Dose und Schüsseln aus dem Schrank und stelle sie auf den Boden.
Mein Kind hat aber gerade keine Lust auf vorbereitete Bewegungslandschaften. Es ist trotzdem nicht umsonst, denn was ich schonmal in der Hand hatte, ist auch für ihn später interessant.
Heute macht er das, was ich auch mache. Ich setze mich vor das Sofa auf den Boden – er setzt sich daneben. Ich tue nichts außer Zuschauen.
Der Kleine läuft in die Küche und holt MIR was zum Spielen: die Schale mit den Wal- und Haselnüssen, samt Nussknacker.
„Dankeschön!“ Na gut, dann spielen wir zusammen Nüsse knacken.
„Holst du mir eine Schüssel?“
„Mach ich!“
Der tippelt in die Küche und kommt mit einem Messbecher freudig zurück gehüpft.
„Toll, einen Messbecher hast du mir gebracht.“ Auch gut.
„Magst du mir noch eine Schüssel holen?“ – eine für die Schalen eine für die Nüsse. „Mach ich!“
Er nickt, nimmt den Messbecher und will damit verschwinden.
„Ich brauche noch eine Schüssel, den Messbecher kannst du hier lassen.“
Er verschwindet in der Küche und kommt zurück mit einem Sieb.
„Ein Sieb hast du mir gebracht? Das geht auch. Da mache ich die Schalen rein und da die Nüsse.“
Er hüpft nochmal in die Küche und bringt als nächstes eine Schüssel. Ich setze das Sieb in die Schüssel. Er meint: „Sieb.“ Aha, kuck an, hat er gemerkt, dass ein Sieb keine Schüssel ist.
Wir sitzen nebeneinander und ich knacke Nüsse. Dann will er auch. Ich halte die Nuss im Knacker fest, er drückt nach einigen Versuchen die beiden Hebel fest zusammen – geschafft. Die Schale kracht. Nach einiger Zeit einmütigem Nussknackens sucht er neue Herausforderungen. Schüsseln ausschütten. Die Nüsse bringe ich in Sicherheit, die Schalen landen auf dem Boden. Ja, und da lagen sie noch rum, als der Kleine reintrat.
„Mach ich“
In diesem Alter können die Kleinen unglaublich kooperativ sein. Auch bei der Großen gab es diese Zeit, in der sie bei allem mithelfen wollte und wir sie so viel wie möglich auch mithelfen ließen.
Mit dem Älterwerden hat sich das zum Teil etwas gewandelt, zur Verteilung von Arbeitsaufgaben im Haushalt und die Auseinandersetzung darum hatte ich schon berichtet. Etwas freiwillig mithelfen ist halt etwas anderes, als eine regelmäßige Verantwortung für einen Bereich zu übernehmen, ist aber m.E. in ihrem Alter angebracht, einfach weil sie es kann.
Am Samstag mittag meinte ich zu ihr, dass ich eine Aufräumaufgabe für sie hätte (Aufräumaufgabe klingt spannender als „Du musst mal wieder…“). Ich meinte, dass die Kleider und Bücher vom Boden ein- und der Schreibtisch abgeräumt werden müsse.
„Mach ich!“
Wenn ältere Kinder ihr Zimmer aufräumen sollen
Huch? Sofortige Zustimmung zur Aufräumaufforderung? Woran lag es?
Erstens, ich hatte es freundlich gesagt.
Zweitens, die Aufgaben waren überschaubar. Ihr Zimmer haben wir im Winter einmal gründlich durchforstet und vier Säcke mit Abfall weg geworfen und alles in Kategorien in Kisten zur Aufbewahrung in Regal und Schrank eingeräumt. Sehr zu empfehlen dazu: Mari Kondo.
Drittens, wir hatten den ganzen Morgen zu dritt im Wohnzimmer gespielt und entspannt vor uns hin „gedaddelt“, d.h. wir waren an diesem Mittag gut verbunden durch die gemeinsam verbrachte Zeit.
Das wars eigentlich. So räumt sie (immer noch) gern auf.