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Familienpraxis 

Dr. Simone Lang

Wassergewöhnung

Endlich – nach der Corona-Schließzeit sind die Schwimmbäder wieder geöffnet! Mit meinem Sohn (2) bin ich dabei, „natürlich schwimmen zu lernen“ (Evelyn Podubrin). Dabei spüren die Kinder die direkten Konsequenzen ihres Tuns. Die ersten beiden Male ist er untergegangen und konnte sich selbst nicht mehr aufstellen (Ich habe davon berichtet). Ich musste ihn retten. Bei dritten Mal war er schon wesentlich vorsichtiger und konnte sich alleine sicher im Wasser bewegen ohne lebensgefährlich unterzugehen. Wie würde es heute sein?

Obwohl der letzte Schwimmbadbesuch über ein halbes Jahr her ist, weiß er noch alles. Er bleibt zunächst auf unserem Liegeplatz und schaut dem Treiben im Kinderbecken zu. 

Erster Lernanlass: Am Beckenrand hoch- und runterklettern

Nach einer ganzen Weile erst klettert er am einen halben Meter hohen Beckenrand hoch und läuft an auf dem verbreiterten Beckenrand entlang. Ich setze mich dorthin und stecke meine Beine in das kniehohe Wasser. Er setzt sich zum mir, um gleich wieder aufzustehen und sich den Beckenrand wieder rückwärts herunter zu lassen. Er spürt jedoch keinen Boden und kräht um Hilfe: „Mama! Ich komm´ nicht runter!“ Es genügt, ihm zu sagen, dass er gleich am Boden ist und sein eines Bein als Sicherheit zu berühren („Ich bin da!“ – ohne jedoch zu ziehen!), dass er sich noch ein Stückchen weiter auf dem Bauch nach hinten rutschen lässt und schließlich den Boden spürt. Er klettert wieder hoch. Und wieder lässt sich nochmal runter. Und es klappt dieses Mal schon alleine. Übt er auch ständig zuhause – die gleiche Bewegung ist es beim Stühle hoch, Stühle runter… Er läuft zum flachen Bereich des Kinderbeckens, ich mit komme mit nicht ohne ihm noch vorher seine Badeschuhe anzuziehen.

Zweiter Lernanlass: Auf nassen Fliesen laufen

Zum Becken führen zwei Stufen, die er beherzt hochsteigt. Ich hinterher. Ich setze mich ins niedrige Wasser und sage zu ihm, dass er die Schuhe ausziehen kann. Al er sie in der Hand hält, meine ich, dass er sie an den Rand stellen kann. Er steigt die Stufen wieder runter und stellt sie ab. Er kommt die Stufen wieder hoch. Und steigt sie wieder runter. Und will schnell rüber zu einem kleinen Absatz fetzen, barfuß rutscht er weg und knallt seitlich auf den Boden. Sofort steht er wieder auf, hält sich aber den kopf und schaut weinend zu mir. Ich rede tröstend mit ihm, dass es ganz schön glatt ist auf dem Boden und dass er ausgerutscht ist und er beruhigt sich recht schnell. Er läuft weiter, sucht sich aber jetzt auf dem Boden die geriffelten Abflussgitter aus, um dort zu gehen. Als diese kurz mit Fliesen unterbrochen werden, macht er einen großen Schritt. Dann sind sie zu Ende, aber am Stufenrand des kleinen Podestes, an dem er entlang läuft, gibt es ebenfalls geriffelte Fliesen als Abschluss der Stufe. Auf denen balanciert er nun entlang, bis es nicht mehr weiter geht – ebenso der Weg zurück. Aha, sehr gut – ein Schritt weiter im Prozess „Wie bewege ich mich auf rutschigen Fliesen möglichst sicher“. Eine Frage des Gleichgewichts und der Geschwindigkeit – das mit der Geschwindigkeit weiß er jetzt. Und wird es – einmal selbst erlebt, auch nicht mehr vergessen. Das merke ich dann im Becken.

Dritter Lernanlass: Im Schwimmbecken meinen eigenen sicheren Bewegungsspielraum finden

Endlich doch mal im Wasser angekommen bleibt er zunächst ganz im Flachen, was heißt 15 Zentimeter Tiefe mit einem Gefälle ins Tiefere. Ich setze mich auf die eine Seite, er läuft im Wasser zur anderen. Nach einer Weile folge ich ihm, er läuft wieder zurück. Und nochmal im Flachen auf die andere Seite. Dann wagt er sich ins Tiefere, läuft langsam immer weiter vor und dreht auf Oberschenkelhöhe wieder um. Und nochmal vor und auf gleicher Höhe wieder zurück. Er hat sich alles gemerkt – seine Erfahrungen mit dem Untergehen im Tiefen und stoppt genau dann, wenn es ihm zu brenzlig wird. So läuft er nun eine ganze Weile im Becken herum.

Mittlerweile ist meine Tochter (8) mit Freundin auch ins Kinderbecken gekommen. Sie tauchen im hinteren Bereich – der Kleine würde schon auch gerne mitkommen. Erst als die beiden wieder weg und ins nächste Becken gezogen sind, tastet er sich vorsichtig voran, ich hinterher. Er geht vorwärts und noch ein Stück und noch ein Stück und merkt dass er überall stehen kann. So bewegt er sich voran, bis er tatsächlich die andere Seite des Beckens erreicht. Ein freudiges Lächeln überzieht sein Gesicht – wir strahlen uns an. Da hat er aber was geschafft. Der Weg zurück klappt ebenfalls. Und nochmal hinter ins Tiefe. Beim Zurückgehen passiert es dann, er stolpert nach vorne und taucht mit dem Kopf unter. Ich warte, bin bei ihm habe die Arme sicher um ihn und tatsächlich kommt er in sekundenschnelle selbst wieder auf die Beine – viel schneller schon als beim letzten Mal. Er schnappt nach Luft, blinkert mit den Augen und – weint. Natürlich, ein Riesenschreck. Und strebt zum Flachen, zum Ufer und will raus dem Becken. Er will zu seiner Schwester, ich tröste ihn, sage, dass ich da bin. Wir trocknen ihn ab. Ich zeige ihm, wo seine Schwester im Außenbecken ist. Nach einer Weile sagt er: „Ich bin eingetaucht!“ Ich bejahe es und dass er alleine wieder auf die Beine gekommen ist und dass ich da war und da bin als Sicherung.

Damit ist es dann auch schon fast genug mit Lernen und Baden und Schwimmbad. Wir essen mitgebrachtes Pausebrot und Gurken, aber dann will er wieder zurück ins Wasser. Später wird es noch eine Situation mit den beiden Mädchen geben, die rutschen. Er traut sich zwei Treppenstufen die Rutsche hoch, geht dann aber wieder zurück. Denn ich habe ihm erzählt, dass er am Ende der Rutsche eintaucht. Und Eintauchen, das ist nicht nur ein Begriff für ihn – er weiß, was es bedeutet.

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