Es ist so viel Arbeit… Und wir müssen uns so umstellen… Was gibt mir mein Schreibaby denn zurück?
Gefühlt haben es andere Mütter so viel leichter als wir Eltern von Schreibabys. Andere Babys schlafen von Anfang an durch, lassen sich in den Kinderwagen ablegen, machen keine Probleme beim Autofahren und und und
Die gute Nachricht!
Die gute Nachricht ist – auch diese Eltern werden irgendwann damit konfrontiert, dass ihr Kind nicht das macht, was sie sich wünschen! Und wir haben sozusagen den Intensivkurs gebucht, aber unsere Lernerfolge in Beziehung mit unserem Kind lassen sich auf spätere Situationen übertragen!
Die Verzweiflung der Eltern nicht die Ausnahme, sondern die Regel!
Exzessives Schreien ist nicht auf das Versagen von Eltern zurückzuführen. So zeigen Studien, dass Mütter exzessiv schreiender Kinder nicht weniger auf diese eingehen, d. h. die Responsivität von Grund auf nicht schlechter ist als bei Müttern von Nicht-Schreikindern. Mütter haben die Fähigkeit in sich, auf ihr Kind zu hören und bei ihm zu bleiben.
Den nachhaltigen Erziehungsweg einschlagen
Es gibt in der Erziehung mit keinem Kind eine Abkürzung. Erziehungsarbeit ist Bindungsarbeit – braucht Zeit und ist zeitweise anstrengend. Ist eine Vertrauensbasis durch feinfühliges Verhalten jedoch aufgebaut, ist die Bindung zur Mutter (und da sind wie immer alle Bezugspersonen mitgemeint) die sichere Basis, von der aus ein Kind die Umgebung entdecken kann. Der Weg zu einer nachhaltigen Bindung, die auf Vertrauen basiert, ist durch Achtsamkeit und Feinfühligkeit der Eltern gegenüber dem Baby geprägt – es ist das zentrale Erziehungsziel.
Bei Schreibabys gilt es, die Negativspirale im Umgang mit dem Kind langsam aufzubrechen und immer mehr Engelskreise zu erleben. Engelskreise entstehen nach und nach, wenn Eltern immer mehr positive Erlebnisse mit ihrem Schreikind haben.
Entspanntes Zusammensein mit dem Kind ist die Grundlage für den Aufbau von Engelskreisen der Interaktion. Wie aber können Engelskreise aussehen?
Ein Erfahrungsbericht
Was ich als positiven Ertrag aus der Überlastungszeit mit meine Schreibaby mitgenommen habe, ist, dass ich um die Momente völligen Einlassens auf das Kind weiß. Auch heute noch, wenn ich spüre, dass meine Tochter und ich uns gerade nicht verstehen, wir uns fremd scheinen oder nicht auf einen Nenner kommen, dann bin ich auf der Suche nach gemeinsamer Zeit, damit sich diese Nähe wieder einstellen kann.
Später nach der Schreizeit, als sie schon laufen konnte, haben manchmal nebeneinander her gelebt ohne wirklich in Beziehung zu sein. Ich habe etwas gemacht – sie angezogen, gewindelt, Milch vorbereitet, gekocht usw.. –, sie hat Beschäftigung gesucht, dann Kontakt mit mir, wurde immer fahriger, bis sie sich beschwerte.
Dann habe ich mich trotz aller zu erledigenden Aufgaben auf ihre Ebene begeben, bin in die Knie gegangen und habe nachgemacht, was sie gerade macht. Manches mal habe ich dann erst verstanden, was sie gerade lernt, was sie beschäftigt, und konnte ihr das richtige Spielzeug geben oder zusammenbasteln, mit dem wir dann kleine Erfolgserlebnisse hatten. Sie, weil sie eine Aufgabe lösen konnte, ein neues Spiel von mir gelernt hatte – ich, weil ich in Kontakt mit ihr kam und mich freute und stolz war, wenn sie etwas schaffte.
Mein Geheimnis
Was mein größter AHA-Effekt war, ist, dass die Arbeit mit dem Schreibaby mir einen Vorsprung gegenüber allen Eltern mit „braven“ Kindern gegeben hat. Was ich aus der Zeit permanenter Überforderung, zunächst durch das Schreien, später durch permanenten Schlafmangel, mitgenommen habe, ist, eine enge Beziehung zu meinem Kind immer wieder aufbauen zu können. Ich habe immer konsequenter auf das Kind und mein eigenes Bauchgefühl und weniger auf Meinungen anderer gehört. Und auf das in dieser ersten „Schreizeit“ aufgebaute Vertrauen zu mir und meinem Kind kann ich mich in jeder Phase verlassen, in der es mal wieder anstrengender wird.