Natürlich wird es irgendwann besser – das ist richtig. Was aber muss bis dahin von dem Kind gelernt und bewältigt werden? Und wie sollen, müssen oder dürfen wir es unterstützen? Es lohnt sich zu verstehen, welche Arbeit das Schreibaby, als besondere empfindsames Kind leisten muss, damit es aus der Phase des untröstlichen Schreiens heraus kommen kann.
Selbstregulation des Kindes: Das eigene Gleichgewicht finden
Was bedeutet Selbstregulation? Es geht um die Fähigkeiten, dass ein Kind die eigenen Bedürfnisse selbst stillen kann. Und die entwickeln sich erst nach und nach. Dass sich das Kind um sich selbst kümmert, funktioniert erst ab einem bestimmten Reifungsgrad und dann auch nur in kleinen Bereichen.
Selbstregulation meint die Fähigkeit des Kindes, selbst Strategien zu entwickeln, sich innerlich und äußerlich ausgeglichen zu fühlen.
Saugen – das Allheilmittel
Wenn ein Kind so angespannt ist, dass alles zu viel wird, entdeckt es häufig die Strategie, sich die eigenen Finger in den Mund zu stecken und daran zu saugen, um sich zu entspannen. Nach der Geburt ist allerdings das Muskelkorsett des Kindes noch überhaupt nicht ausgebildet, um das alleine zu schaffen – deshalb schreit es, bekommt die Brust der Mutter und entspannt sich so. Schreien ist also von Beginn an die Aufforderung zur Hilfe, ein Bedürfnis zu befriedigen, ohne dass das Kind zunächst genau weiß, um welches Bedürfnis es sich handelt.
Was muss das Baby in welchem Alter können?
Das Baby muss erstmal gar nichts, es gibt nur Statistiken, was der Durchschnitt der Babys in welchem Alter kann. Eine Abweichung von der Norm ist immer eine Abweichung von einer gesellschaftlich gesetzten Erwachsenennorm. Aber es gibt hier keinen Standard, wie sensibel oder wie gut im Ausblenden ein Kind sein soll.
Hat mein Kind eine Regulationsstörung?
Gemessen wird die Regulationsstörung am Standard des Funktionierens in der erwachsenen Arbeitswelt. Innerhalb von einem Jahr soll sich das Kind so weit selbst regulieren können, dass Erwachsene ihr gewohntes Leben vor dem Leben mit Kind wieder aufnehmen können.
Aber es stellt sich immer wieder die Frage, was dem Baby schon zugemutet werden kann und ob es vielleicht doch noch mehr Zeit braucht. Es ist eine Frage nach dem richtigen Zeitpunkt, wann neue Dinge von dem Kind verlangt werden können, was angemessen ist und was in welchem Alter bzgl. der Lernprozesse überhaupt schon möglich ist.
Die ersten drei Monate?
Bei Schreibabys kann die Phase des exzessiven Schreiens schnell gehen – 3 Monate – aber auch sehr lange dauern. Es gibt Mütter, die berichten, dass sie beim zweiten Schreikind die ersten Monate regelrecht “aussitzen” konnten, da es beim ersten nach drei Monaten aufhörte. Andere berichten von 8 Monate, die das Kind untröstlich schrie. Manchmal wird es schlagartig besser, ein anderes Mal werden nach und nach mehr Erfolge im Umgang mit dem Schreikind erlangt.
Bei meiner Tochter wurde es zwar gefühlt nach 4 bzw. 5 Monaten besser, allerdings nahm da meine Erschöpfung aufgrund des permanenten Schlafmangels exponentiell zu, so dass mein persönlicher Tiefpunkt nach über einem Jahr war.
Es lässt sich also nicht vorhersagen, wie lange das Kind untröstlich schreit. Was sich ändern lässt, ist der Umgang mit dem Schreien des Kindes.