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Familienpraxis 

Dr. Simone Lang

Trennungsschmerz begleiten

Mit dem Herbst kommen die kalten Temperaturen – derzeit sind es fünf Grad am morgen. Das ist für uns schon morgens spürbar, sowohl mein Schulkind als auch mein Mann fahren mit dem Fahrrad zu ihren jeweiligen Arbeitssttätten.

Getrennte Wege – eine eskalierende Situation

In den vergangenen zwei Wochen haben wir Heimaturlaub gemacht. Nun, nach einer langen Zeit, in der wir zusammen mit der Oma jeden Tag alles gemeinsam gemacht haben, kommen wir zurück nach Rostock, und auf einmal ist die Familie nicht mehr zusammen.

Bei dem Kleinen dauert es einen Tag, bis er es realisiert. Am zweiten Tag nach unserer Rückkehr will er nicht mehr mit mir zuhause bleiben: „Ich gehe auch in die Schule!“

Am Dienstag morgen eskaliert die Situation beim Verabschieden. Der Kleine wirft sich auf den Boden und bricht in hemmungsloses Weinen aus, als die Große auf das Tandem klettert. Der Zeitdruck der Schulbeginns schafft Handlungsdruck und verschärft die Lösungsfindung.

1. Lösung: Einfach losfahren

Nachteil in dieser Situation ist, dass er wirklich hilflos weint, er ist also nicht jammerig, sondern kommt gerade nicht aus seinem Schmerz heraus. Was mich in solchen Situationen immer achtsam werden lässt, ist die Theorie der erlernten Hilflosigkeit. Wenn die beiden jetzt einfach fahren, lernt er, dass er an der Situation sowieso nichts ändern kann, keinen Einfluss hat.

Außerdem speichert sein Gehirn die Situation ab: Die Große darf das, was ich will. Geht es das nächste Mal ums Tandem fahren, kann es sein, dass es umso schlimmer wird, wenn er wieder nicht das bekommt, was er braucht. Ungelöste Situationen in der Biographie kommen immer wieder und werden lauter.

Lösung 2: Mitfahren

Der Nachteil, einfach mit den beiden mitzufahren ist, dass es Zeit und Ressourcen kostet, nämlich meine. Außerdem besteht natürlich eine gewisse Gefahr, dass das Kind sich daran gewöhnt, dass alles nach seinem Willen gehen muss. Dieser Zahn sollte aber lieber in Situationen gezogen werden, in denen das Kind nörgelt und jammert, nicht aber aus ganzem Herzen haltlos und hilflos weint.

Der Vorteil, die beiden noch ein wenig weiter zu begleiten berücksichtigt viele Bedürfnisse: nach Pünktlichkeit, nach Zusammensein, zumindest noch für eine kleine Weile. So packe ich unser Transportrad aus dem Schuppen, in dem es sich die Große bequem machen darf. Der Kleine darf aufs Tandem. Dennoch ist die Stimmung am Boden – meinem Mann ist es nicht pünktlich genug und Existenzängste machen sich breit.

Von Mitbestimmung und Selbstbestimmung

Für den Kleinen ist zunächst das Signal klar: „Ich darf mitentscheiden, ich bin auch wichtig.“ Irgendwann will der Kleine dann vom Tandem aufs Transportrad. Wir begleiten die Schwester und Papa noch eine kleine Weile, dann entdeckt er einen Bagger.

Durchlebte Gefühle

Danach können können wir uns zufrieden von den beiden verabschieden – alles in allem hat uns die Auseinandersetzung wohl 20 Minuten gekostet. Der Kleine ist ganz still auf der Rückfahrt. Seinen Trennungsschmerz konnte er durchleben. Das kostet Energie. Hinterher ist der Lohn dann die wirkliche Ruhe durch inneren Frieden. Vielleicht war er aber auch nur eingefroren…

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