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Familienpraxis 

Dr. Simone Lang

Freitag vor einer Woche hatte ich Sprechstunde bei der Lehrerin meiner Tochter. Zunächst möchte ich immer wissen, wie sie mein Kind gerade wahrnimmt und es bestürzt mich etwas, dass sie morgens in der Schule wohl öfter müde ist. Aha, die nächtlichen Meckereien gehen an der Großen also immer noch nicht spurlos vorüber, da müssen wir da etwas verändern. Außerdem lutscht sie wohl beim Geschichtenvorlesen entspannt am Daumen, was in der ersten Klasse so nicht der Fall war. Wir sind uns einig, dass das jetzt „nichts Schlimmes“ ist, ich deute es so, dass sie sich selbst beruhigt. Irgendwie schön, dass sie den Daumen doch noch gefunden hat – als Baby konnte sie sich selbst nicht regulieren und wir haben das für sie übernommen, mit dem Schnuller. Und Stillen natürlich, was ich bei ihr viel zu schnell aufgehört habe, so erscheint es mir im Nachhinein durch die Erfahrung beim zweiten Kind.

Ich werde hellhörig.

Vielleicht braucht sie gerade mehr Mama. Mit diesem Vorsatz, die Zeit, die ich mit ihr habe, bewusster zu gestalten, auch wenn ich dank der nächtlichen Stillerei nicht gut geschlafen habe, gehe ich aus der Sprechstunde und in die nächste Zeit. In der Folge entwickeln sich neue Impulse.

Neue Impulse

Ich merke, dass es für uns alle an der Zeit ist, den bis jetzt gefundenen Wochenenrhythmus möglichst einzuhalten, so dass auch sie mehr Sicherheit hat. Wer sie zum Tanzen fährt und wann Mama und wann Papa sie in die Schule bringen. Routine als Rahmen, an dem sich alle orientieren können. Und ich entschließe mich in der Folge, mit ihr zu einem Filmabend zu gehen. Der Filmabend ist unter der Woche, eigentlich viel zu spät für mein Schulkind, wir machen es trotzdem. Einfach so, für uns. Hilft jetzt nicht direkt gegen die Müdigkeit, ist schon klar, ist eigentlich sogar kontraproduktiv – zumindest für den nächsten Tag. Was hilft, ist, nachts gleich beim ersten Meckern den Kleinen zu stillen. Und siehe da, auch ich schlafe besser. So ist das eben in Familien, alles hängt irgendwie zusammen.

Gestern nachmittag frage ich sie mal wieder nach ihrem Schreibheft und sie zeigt mir das letzte ABC, an dem sie gerade arbeitete – eine ABC-Liste zum Thema „Lebensmittel“. Die Lehrerin hatte einige Rechtschreibfehler ausgebessert, über die mein Kind aber schnell hinwegblätterte. Verbessert werden ist einfach nicht so schön. Sie mag es schon lieber, wenn sie andern helfen kann und dann als die Kompetente dasteht. Auch wenn sie gar nichts von Rechtschreibung wissen kann, weil sie die Wörter aus dem Hörverstehen zum ersten Mal schreibt. Und das Wort in falscher Rechtschreibung stehen lassen kann die Lehrerin das natürlich auch nicht, prägt sich ja ein beim wiederholten Lesen.

Zusammen spielen und dabei Rechtschreibung lernen

Da erinnere ich mich an einen Vorschlag von Vera Birkenbihl, wie genau diese „Das hast du falsch gemacht“ – Klippe umschifft und Rechtschreibung zu einem Spiel gemacht werden kann. Sie schlägt ein Detektivspiel vor – dort wo ein Fehler ist, wird nur das Wort mit Bleistift unterstrichen und das Kind kann als Detektivin selbst herausfinden, welcher es ist. Dafür dürfen alle Hilfen in Anspruch genommen werden – Nachschlagewerke, andere Menschen, etc. Die korrekte Schreibweise wird dick und rot richtig DARÜBER geschrieben, so dass das Wort jetzt ganz richtig da steht und die Fehlerstelle sogar rot, aber richtig (statt des Fehlers) hervorgehoben ist. Ich erzähle meiner Tochter, dass ich ein Detektivspiel kenne und sie will sofort wissen, wie es geht. Spielen macht Laune. Ich schlage vor, in Abwandlung des Birkenbihl´schen Vorschlags, dass wir zwei Listen machen – sie eine und ich eine, und wir gegenseitig unsere Fehler finden müssen. Wir wählen das Thema „Badesachen“ und legen los. Ich hole noch schnell kariertes Papier, dann fällt ihr ein „Sonnenbrille“. Ich baue gleich mal einen Fehler für sie ein, den sie – so habe ich beim Überblättern ihre Heftes erspäht – zweimal gemacht hat. Logischerweise findet sie ihn bei mir gleich. Bei ihr hat sich auch einer eingeschlichen – ich berichte ihr von meiner Erleichterung, dass sie wenigstens auch einen hat, nicht nur ich. Klar weiß sie, dass ich mir die Fehler ausdenke. Es macht ihr trotzdem Spaß, stellt und mehr auf eine gleiche Ebene, als wenn nur ich sie korrigieren würde. Und einmal weiß ich wirklich nicht weiter. Wussten Sie wie „Schikoree“ geschrieben wird? Ja, Sie dürfen suchen – es sind zwei Fehler drin!

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