„Ich verstehe dich nicht – was willst du?“ Wenn das Baby Unmut äußert, tut es das zu Anfang für das Umfeld oft unverständlich. Irgendwann erkennen wir Unterschiede – in der Art des Schreiens oder Weinens, wann das Baby sich „eingeschrieen“ hat und kein point of return mehr in Sicht ist.
Entwicklung in den ersten Monaten
Über die ersten drei Lebensmonate hinweg arbeitet das Kind vor allem daran, sich stabil in den Körperfunktionen zu halten, so z. B. die Temperatur zu regulieren. Dann erfolgt ein Ausreifen des motorischen Systems, z. B. lernt das Kind, das Auseinanderfallen der Gliedmaßen in den Griff zu bekommen sowie einen Muskeltonus aufzubauen. Danach kann das Kind deutlicher zwischen Wachen und Schlafen unterscheiden, nimmt wahr, wenn es müde wird, gibt Zeichen der Müdigkeit (Augenreiben, verstärktes Quengeln) oder beginnt vielleicht, sich selbst zu beruhigen (z. B. durch Hände in den Mund nehmen und daran saugen).
Feinzeichen des Schreibabys sehen lernen
Wie kann ich Schreiphasen schon vorbeugend erkennen? Bei meinem Schreikind muss ich sehr frühzeitig eingreifen und helfen, wenn es Anzeichen von Blickabwendung oder Augenreiben zeigt. Das Schlagwort dazu heißt „Feinzeichen“. Neben dem Schreien haben Babys ein körpersprachliches Repertoire, um ihr Unwohlsein anzuzeigen: mit Signalen wie Mimik, Gestik, Körperzeichen. Es gibt deutliche Anzeichen, wie beispielsweise Gähnen und Augenreiben für Müdigkeit, und Zeichen des Befindens, die weniger auffällig sind, wie Veränderungen in der Atmung oder geballte Hände.
4 Systeme
Insgesamt bildet das Kind Kompetenzbündel aus, hier als „Systeme“ bezeichnet. Die Systeme sind miteinander verknüpft und beeinflussen sich gegenseitig. Heideliese Als entwickelte dieses Modell.
- Wenn ein Kind müde wird und zu viele Außenreize verkraften muss, schaltet es zunächst das System der Interaktion aus, es zieht sich aus der Kommunikation mit anderen zurück.
- Wenn dies nicht reicht, um sich vor Außenreizen zu schützen, zeigt sich das Bedürfnis nach Ruhe zunächst im System der Schlaf- und Wachzustände (verstärktes Quengeln, Augenreiben etc.) und
- durch den Rückzug aus dem motorischen System. Dies lässt sich bei älteren Kindern, sogar bei Erwachsenen am verstärkten Stolpern, Fallenlassen von Gegenständen oder an fahrigen Bewegungen erkennen.
- Ist das Kind weiter gestresst, zeigen sich Merkmale des autonom-physiologischen Systems (Veränderung der Atmung, der Hautfarbe oder Reaktionen der inneren Organe).
Die Ampel
Das Ganze kann als Ampel verstanden werden: Ist alles entspannt, befindet sich das Kind „im grünen Bereich“. Beginnt es zu quengeln, die Augen zu reiben, hinzufallen o. Ä. beginnt die „Gelbphase“, wir Eltern müssen mit dem Kind auf die Bremse drücken oder noch mal Gas geben, um nach Hause oder in eine ruhige Ecke etc. zu kommen. Ist das Kind im roten Bereich, also schreit bereits, dass sich Flecken im Gesicht bilden, ist es zu spät, wir können nur noch reagieren, die Ampel steht auf Rot. Das Kind ist im autonom-physiologischen Bereich. Hier ist es für jedes Kind schwer, sich selbst zu beruhigen.
Rechtzeitig heißt bei Schreibabys: so früh wie möglich
Während weniger sensible Kinder alleine Möglichkeiten entdecken, sich zu beruhigen, z.B. Daumen lutschen oder einfach einschlafen, brauchen Schreikinder sehr früh und viel länger die Unterstützung von uns.
Geht es einem Kind gut, ist es aufmerksam, ansprechbar, interessiert und damit auf der Ebene der Interaktion, könnte es sich selbst und innere Vorgänge regulieren, indem es kurz den Blick abwendet. Oder indem es auf etwas anderes starrt oder die Augen schließt, um eventuell später wieder Blickkontakt aufzunehmen. Bei Schreikindern muss bereits hier die Hilfe gegeben werden, das Kind aus einer Situation herauszunehmen. Es kann oft den Blick nicht frühzeitig abwenden und wird von alleine nicht ruhiger.