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Familienpraxis 

Dr. Simone Lang

Auf Wunsch meiner Tochter sind wir mal wieder ins Tobeland von „Karls Erdbeerhof“ gefahren. Mein Sohn mit einem Jahr war mit dabei, er beginnt erst, all die Spielplatzgeräte zu entdecken. Wie kann dieser Zugang zu Bewegungswelten von uns begleitet werden, so dass das kleine Kind gut begleitet und motorisch gefördert wird?

Frau möchte meinen, es sei keine Förderung nötig, die Kinder fänden schon ihren Weg. Und das stimmt auch. Nicht umsonst werden überall Spielplätze gebaut und viele Kinder lernen mit großem Spaß und Eifer tolle Bewegungsabläufe ohne Lehrkraft. Dennoch gibt es einige Leitlinien, an denen wir uns als Eltern in der Begleitung von Bewegungen entlanghangeln können.

Da ist beispielsweise die „Ja-Umgebung“

Auf dem Spielplatz ist sie von eigentlich vornherein gegeben, da hier zunächst alles „erlaubt“ ist. Nicht wie zuhause, wo wir unsere Kleinen von wertvollen Besitztümern oder gefährlichen Kochstellen fernhalten müssen. Aber nur eigentlich. Auch hier können wir durch eigene Glaubenssätzze Kinder in ihrem Bewegungslernen hindern.

Generell gilt: Kinder können sich und ihre Fertigkeiten einschätzen, sie lernen diese durch try and error. 

Seit ihrer Geburt an, üben sie permanent mit all ihren körperlichen Möglichkeiten, Dinge zu tun und die Rückmeldungen abzuspeichern, ob diese funktionieren oder schief gehen. Je mehr wir die Kinder darin lassen, umso mehr können sie Erlebnisse mit ihrem Körper spüren und auf Erfahrungen aufbauen. Umso schneller werden sie richtig gut und heimisch in ihren kleinen Körpern. Was aber ist mit der Sicherheit? Ja, sichere Lernumgebungen möchten wir am liebsten.

Sicher werden Lernumgebungen, wenn wir Kindern zuschauen und in für sie (lebens-)gefährlichen Situationen (z.B. am Wasser) als Hilfestellung ganz nahe an ihnen sind.

Auch in unsicheren Situationen, wenn die Kinder es wünschen (z.B. Balancieren). Es ist nicht nötig, Kindern zu sagen, WIE sie am besten Rad fahren sollen. Es genügt, auf Rückfrage, EINE kurze Erklärung zu geben. Wenn Kinder etwas ausprobieren, HINDERN die Ratschläge, da das motorisch Lernen über andere Hirnregionen läuft, als das Hörverstehen. Sie lernen Bewegungen schlechter, wenn wir ihnen ständig etwas dazu sagen, da sie sich dann nicht auf das kinästhetische Wahrnehmen, die eigenen Rückmeldungen aus den Körperrezeptoren konzentrieren und diese abspeichern können.

Wie lernen Kleinkinder von Anfang an?

Das ist gut zu sehen, wenn Kleinkinder anfangen zu lernen und beispielsweise auf eine schiefe Ebene oder an eine kleine Stufe kommen. Wenn wir Erwachsene nicht dazwischen quatschen, laufen sie die Ebene hoch. Fallen eventuell hin, oder auch nicht. Sie fallen die Stufe hoch – das erste Mal. Das zweite Mal bleiben sie kurz davor stehen. Versuchen den Fuß zu heben, eventuell nicht hoch genug. Aber sie fallen hoch und haben es ja trotzdem geschafft. Das nächste Mal wird der Fuß meist schon so hoch gehoben, dass die Stufe aufrecht bewältigt wird – welch ein Erfolg. Es ist dem Kind anzumerken, das es mit sich zufrieden ist – wir brauchen es ihm gar nicht zurückzumelden, sondern können uns einfach still mitfreuen. Will das Kind Hilfe, weil es beispielsweise schon ein paarmal über eine hohe Stufe gefallen ist, wird es sich zu uns wenden und vielleicht Töne von sich geben. Natürlich können wir dann einen Arm anbieten, so dass ein kleines Geländer entsteht und sich das Erlebnis der erfolgreich bewältigten Stufe einstellt. Das nächste wird vielleicht das wesentlich schwierigere Abwärtsgehen einer kleinen Stufen (z.B. an einer Matte) sein. Vielleicht auch nicht und das Kind will das erlernte Stufe aufwärts gehen immer und immer wieder machen…

Den ersten Ausflug ins Tobeland begleiten

Als wir im Tobeland ankamen, wusste die Große natürlich sofort, was zu tun – die vorbereiteten Ebenen hochklettern, Trampolin springen, verschiedene Rutschen probieren,… Der Kleine noch nicht. Als er die Treppe wieder abwärts wollte, intervenierte ich und setzte ihn vor die verschiedenen Eingänge. Der für ihn interessanteste war der mit den bunten Bällchen. So verbrachten wir eine dreiviertel Stunde gemeinsam im Bällchenbad – einem kleinen Raum im Tobeland.Wichtig für mich war, da zu sein, ihn vor größeren Kindern, die durch das Bällchenbad tobten, einen Schutzraum zu schaffen. Dafür ging ich mit hinein. Er wurde immer mutiger, lies sich mit der Zeit, nachdem sich das seltsame Laufen und Umfallen auf den Bällchen nicht mehr so seltsam anfühlte, vertrauensvoll und freudig fallen. Als es ihm verschwitzt zuviel wurde, kam er und wollte trinken. Er regulierte sich dadurch selbständig und wurde wieder ruhiger. Nach spätestens 80 bis 90 Minuten gingen wir wieder – für ihn, mich und auch die Große war es absolut genug – vom Lärmpegel her und von den (neu) gemachten Erfahrungen. Nach einer Pause zuhause ging es dann weiter – nach dem Lernen ist vor dem Lernen.

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