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Familienpraxis 

Dr. Simone Lang

Jahreskreisfeste mit Kindern feiern

Die Sommersonnwende lässt sich charakterisieren als das Fest der Fülle, der Hoch-Zeit, dem Höhepunkt des Jahres. Die Natur steht in voller Pracht, die Pflanzen haben nach den Blättern und Stengeln ihre Blüten entwickelt. Ab diesem längsten Tag des Jahres geht die Kraft mit dem wieder schwindenden Sonnenlicht zurück und in die Früchte und Wurzeln. 

Der kraftvolle Charakter des Festes

Die Charakterfarbe ist rot – für die roten Blüten, Früchte und die Farbe des Archetypus der roten Göttin-Mutter mit ihrer lebensspendenden und nährenden Kraft. Am 21. Juni selbst war ich mit den Kindern alleine zuhause. Am Nachmittag las ich dem Jüngeren (4 Jahre) aus dem Buch „Ernte-Sommer“ von Diana Monson vor (aktuell mit zwei weiteren Bänden unter dem Titel „Lebenslustig – mit Kindern durch den Jahreskreis“ erhältlich).

Wann wird es dunkel?

Mir wurde klar, dass ich gerne auch den Tag und Abend selbst würdigen wollte, auch wenn eine Feier mit allen am Wochenende danach geplant war. Ich möchte schauen, um welche Uhrzeit es dunkel wird, den Anfang der Nacht vielleicht sehen. Die Kinder frage ich, wann sie denken, wann es dunkel wird und tippe selbst aus der Erfahrung der letzten Jahre auf halb zwölf. Und hier oben im Norden sind die kürzesten Nächte oft schon um halb vier dann wieder vorbei.

Was immer und recht spontan geht, ist ein Feuer anzuzünden, denn der Papiermüll ist immer voll, Stöcke und Reisig können die Kinder im Park nebenan sammeln und Kaminholz lagert am Haus. Gedacht, geplant, getan – am Abend stellten wir unsere alte, zur Feuerschale umfunktionierte Wockschale auf der Terrasse auf, weil hier noch die letzten Sonnenstrahlen leuchteten und wärmten. 

Stockbrot selbst machen

Das Stockbrot ist schnell vorbereitet:

  • Dinkel- und Roggenmehl, Menge nach Belieben (ich nehme am Anfang weniger Mehl, da ich mit der Flüssigkeit oft nochmal nachschütten muss, bis der Teig eine schöne Konsistenz hat, die nicht mehr an den Fingern klebt),
  • wenn der Teig süßer werden soll, gemahlene Haselnüsse,
  • Wasser,
  • Backpulver,
  • eventuell Salz und Samen wie Sesam- oder Sonnenblumenkörner.

Bei uns geht zurzeit das Haselnussbrot super. 

Nach dem Anzünden dauert es eine Weile, bis eine Glut entstanden ist. So lange knabbere ich meinen Salat und lege immer mal wieder Holz nach.

Die Kinder verputzen beide zwei Stockbrote. Als der erste Hunger gestillt ist, wird der Jüngere unruhig und beginnt seine Schwester mit dem Stock zu ärgern. Die will noch in Ruhe zu Ende essen und reagiert entsprechend ungehalten.

Streiterei am Feuer

Ich bin mit drei Sachen gleichzeitig beschäftigt – das heruntergebrannte Feuer am Laufen zu halten, ein Stockbrot auf den Stock zu wickeln, und meine zweiten Teller Salat mit verändertem Dressing (das Erste war zu dünn) zu essen. Und eigentlich will ich mich auch langsam auf die näherkommende Nacht einstimmen und besinnlich im Garten herum schauen …

Nicht mit unserem jüngsten Kind. Oft weiß ich es wertzuschätzen, dass er uns auf Trab hält, uns nicht einrosten oder festsitzen lässt. Doch heute habe ich mir eine andere Energie gewünscht und bin dementsprechend enttäuscht, dass der Jüngste uns nicht entspannt müde werden lässt. Irgendwann platzt mir der Kragen und beordere beide nach drinnen, bin aber so enttäuscht von dem Ende, dass ich mich nochmal an den Tisch setze und in Tränen ausbreche. Der Kleine versteht erst, wenn ich weine, dass ich traurig bin. Wenn er meine Tränen sieht und spürt, was in mir vorgeht. Dann ist er bereit, sich einzulassen auf das, was mir wichtig ist.

Ausklang mit Kerzen

Nach einer Ansprache an die Kinder, das es mir wichtig ist, diesen Abend und dieses Fest zu begehen, lesen wir nochmal im Erntesommer-Buch. Ich wünsche mir, dass wir zusammen überlegen, was wir am Wochenende zu unserem „offiziellen“ Fest machen wollen. Wir zünden zwei Kerzen an. Es stellt sich doch noch ein Zauber der Nacht ein. 

Mir kommt die Idee, dass wir ja – wenn schon nicht draußen im Zelt schlafen, dann können wir doch gemütlich vor unserem Bett auf dem Teppichboden schlafen. Undim Kerzenschein die herabfallende Dunkelheit draußen durchs Fenster beobachten. Und langsam müde werden und einschlafen.

Das Nachtlager

Während ich dem Jüngeren die Zähne putze, verzieht sich die Große geheimnisvoll nach oben. Als wir ins Schlafzimmer kommen, hat sie ein komplettes Lager aus Bettdecken, Schlafsäcken und Kissen vorbereitet, in das wir uns kuscheln. Lange schaffe ich es nicht mehr, vorzulesen. Nach der Hälfte des Buches gebe ich auf und schlafe völlig entspannt ein.

Obwohl es nicht spektakulär scheint, ist es das, was mein Leben wertvoll macht. Den Zauber, die Magie der Welt mit den Menschen zu erleben, die mir am wichtigsten sind. Und da braucht es meist gar nicht viel, sondern es geht spontan viel mehr als gedacht. Auch wenn so eine geplante Erdbeertorte für das Wochenende auch schön ist. Am nächsten Morgen hat meine Tochter übrigens verkündet: Um elf Uhr wurde es dunkel! Wenigstens eine, die aufgepasst hat.

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