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Familienpraxis 

Dr. Simone Lang

Gestern war ich im Hort, um meine Tochter abzuholen. Weil ich etwas zu früh war und sie noch mit ihrer Freundin „fertig spielen“ wollte, geisterte ich mit dem Kleinen durch das Gebäude. Die Horterzieherin ist immer ganz begeistert von dem Baby, das mittlerweile ja schon zu einem Kleinkind herangewachsen ist. So auch dieses Mal: als sie und sah, kam sie sofort dazu, begrüßte uns und freute sich an dem Kind. Sie fragte, ob er bald in eine Betreuungseinrichtung kommen würde und als ich verneinte, war sie davon erfreut. Sie erzählte von ihrem Sohn, der mittlerweile schon fünfzehn Jahre als sei und dass sie ihn so früh in Betreuung gegeben habe. Später, als er bereits zehn Jahre alt war, habe sie in einer Krippe gearbeitet. Und da sei sie noch einmal sehr traurig geworden, dass sie ihr Kind in diesem Alter so wenig gesehen habe.

Spürbare Bindung

Heute früh war ich unterwegs zu einem Termin. In den letzten drei Tagen habe ich mein Söhnchen weitgehend alleine betreut, mein Partner hatte einen Kongress und war von morgens bis abends weg. Da wird die Bindung noch einmal enger zu dem Kind, den Kindern. Als ich dann heute zwei Stunden weg war, spürte ich plötzlich Sehnsucht nach meinem Kleinen, ihn zu herzen, auf den Arm zu nehmen, ihn zu spüren und mit ihm zu lachen. Und wollte ganz schnell nur noch nach Hause. Das Gefühl kenne ich mittlerweile und registriere es bewusst: der emotionale Hunger nach Nähe zu meinem geliebten Kind, nach Verbundensein. 

Nach der Geburt meines ersten Kindes wollte ich nach einem halben Jahr wieder eine volle Stelle arbeiten gehen, konnte mich aber nicht von ihr trennen. Noch zu Kindergartenzeiten musste ich sie manchmal besuchen kommen – dass das möglich war, tat uns beiden unglaublich gut und gab uns Sicherheit. Heute ist von der Generation Y die Rede, die nicht mehr nur einen gut bezahlten Job anstrebt, sondern auch Erfüllung, Spaß und Sinn im Leben will – Arbeit als ein Teil des Lebens, aber nicht alles. Auch ich habe damals neu gelernt, dass mir meine Arbeit sehr wichtig ist und dass mir die Zeit mit meinem Kind unglaublich wertvoll ist. Seitdem gilt es für mich gut abzuwägen, wofür ich meine Zeit „verkaufe“, die ich ansonsten mit meinen Kindern verbringen kann.

Dafür war diese erste Zeit mit dem Baby so wichtig, die emotionale Bindung, die erst langsam entsteht zwischen Kind und Mutter. Und die durch die gemeinsame Zeit und das Stillen weiter wächst und beiden einen neuen Beziehungsraum schenkt. Es wird ein emotionales Polster aufgebaut, das bestenfalls ein Leben lang trägt und Früchte trägt. In meinem Buch hatte ich aus der Forschung über die Wichtigkeit von positiv erlebten „Spielphasen“ zwischen Kind und Mutter berichtet. Dieses Spielen ist tatsächlich ganz weit zu fassen – einen Raum schaffen, in dem sich beide, Kind und Mutter, gegenseitig emotional nähren, indem sie etwas tun, was beiden Freude bereitet. Also weniger das Spiel als Förderung von Sprache oder Motorik also zweckgebunden, sondern wenn schon, allenfalls als „soziales Lernen“. Nämlich, dass ich mit dem geliebten Menschen in meiner Nähe Spaß haben kann und wir uns aneinander erfreuen.

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