Es hat damit angefangen, dass mein Sohn abends länger wach bleibt als ich. Zuerst kommt er später noch zu mir ins Bett und ich lasse ihn schlaftrunken nochmal an der Brust trinken. Nach einiger Zeit schläft er bei Papa auf dem Sessel ein, der ihm abends noch vorliest. Es wird zur Regelmäßigkeit, dass er bei Papa im Zimmer nach dem Vorlesen noch Regale ausräumt, immer müder wird, und sich schließlich dort auf den Fußbodenheizung gewärmten Boden zum Schlafen hinlegt. Mein Mann trägt ihn später ins Bett.
Nachts wacht er auf und fordert „Trinken Brust“. Das ist einmal in der Nacht gut mit meinem Schlafbedürfnis machbar. Manchmal ist es eher zum Morgen hin, weil er es bis zum Frühstück noch nicht ohne die nächtliche „Mahlzeit“ schafft.
Weitere Gelegenheiten sind, wenn am Vormittag Langeweile entsteht oder vor dem Mittagsschlaf. Ich genieße es, mit ihm im Arm mittags einzuschlafen. Aber es wird auch hier weniger.
Schließlich will er nachts und vormittags nichts mehr. Wenn Papa ihn mittags zum Mittagsschlaf betreut, schläft er wie auch abends ein. Und Papa ist eindeutig der Lieblings-Einschlafpartner geworden.
Als er zum ersten Mal einige Tage nicht an der Brust trinken will, frage ich ihn noch. Bereits vorher hat er einige Male festgestellt: „Kommt nix mehr.“ Die Tage häufen sich, an denen er gar nicht mehr trinken will. Ich spüre nur, dass meine Brüste langsam kleiner werden, Schmerzen habe ich nie.
Mein Kind ist 3 Jahre alt. Drei Jahre – ist das nicht zu spät zum Abstillen? Wie es dazu kam, habe ich im Artikel „Abstillen im STillstand“ geschrieben.
Meine „Zutaten“ zum Abstillen
- Kein Druck
Da ich das Stillen schön fand, habe ich bei meinem zweiten Kind nie Druck ausgeübt, dass er abstillen soll. Oft wird „von außen“ Druck ausgeübt, abzustillen oder auch weiter zu stillen. Es gibt kein „zu spät“ oder „zu früh“. Den Zeitpunkt darfst du alleine mit deinem Kind aushandeln und dich freimachen von äußeren Einflüssen.
- Alternative zum Stillen anbieten
Wenn ich allerdings mal keine Lust hatte, es mir zuviel war oder ich nicht sein Lückenfüller für Langeweile sein wollte, habe ich ihm das gesagt. Ich habe ihm dann etwas zu trinken angeboten oder dass wir „einfach so“ kuscheln können.
- Beziehungsaufbau zum Papa
Von Anfang an hat der Papa viel Zeit (er hat eine halbe Stelle plus Projektarbeit) mit dem Kleinen verbracht. So konnte sich seit der Geburt eine enge Bindung zwischen den beiden entwickeln.
- Vorlesen
Da wir alle ständig vor irgendwelchen Büchern hängen (die große Schwester, der Papa und ich), hat sich der Kleine dieses Verhalten abgeschaut. Mittlerweile, mit dreieinhalb, versteht er vieles. Er fordert regelmäßig ein, dass er vorgelesen bekommt. Ist er müde, wird er durch den Prozess der Vorlesen immer müder – und schläft irgendwann ein.
- Etwas knabbern
Ist er müde, aber noch aufgedreht, will er oft etwas naschen oder knabbern. Wir bieten ihm oft Äpfel an, manchmal muss es aber auch etwas anderes sein, Waffeln zum Beispiel, ein Brötchen. Damit kann er sich dann auch beruhigen – wir sind dann nur hinterher, dass bei Süßem die Zähne nach dem Aufwachen geputzt werden und dass es nicht ausufert mit dem Naschen.
- Die innere Stimme beachten
Für jede Mama mit ihrem Kind wird der Abstillprozess anders laufen. Das Wichtigste ist das eigene Gefühl. Die Stillbeziehung ist eine intime und private Sache zwischen dir und deinem Kind. Beide sind daran beteiligt und haben ein Mitspracherecht, wann und wie das Ende des Stillens geschehen soll.
Mein Abschied vom Stillen
Ich merke, dass ich mich innerlich vom Stillen und der damit verbundenen Innigkeit verabschieden muss. Und spüre, wie gut es mir dafür tut, so viel Zeit wie möglich mit ihm, mit beiden Kindern zu verbringen. Ich fahre alle anderen Belastungen runter und bleibe mit ihnen gut in Kontakt. Ich nehme die Bindung wahr, die ich zu beiden seit ihrer Geburt, seit sie in meinem Bauch geworden sind, entwickelt habe. So schleicht sich die Stillbeziehung von mir und meinem Sohn langsam aus.
Als sich der Kleine mit seiner Schwester streitet und nicht verstehen kann, dass sie ihn zurückweist, weint er verzweifelt. Ich tröste ihn und er bittet: „Trinken Brust“. Ich schaue auf sein kleines Gesichtchen, während er trinkt und nehme bewusst die Innigkeit wahr. Nur an einer Brust kommt überhaupt noch ein wenig Milch. Wir fühlen uns nochmal eng verbunden. Danach fragt er, ob ich ihm ein Buch vorlese, in dem Tiermamas nach ihrer Mama rufen. Gemeinsam fühlen wir die Verbundheit der Tiermamas mit den Tierkindern nach.
Dann kommt Papa – und andere Dinge sind wieder wichtiger…