Jedes Baby schreit zunächst ganz einfach, weil es sich ausdrücken will. Es hat eine Empfindung und wenn es sich selbst nicht helfen kann, schreit es. Damit wird die Mutter gerufen, die durch die Schwangerschaft und Geburt in der engsten Verbindung mit dem Kind steht.
1. Kommunikation
Schreien ist ein „Alarmsignal“, das zu messbaren Wirkungen im Stresspegel der Eltern führt, wie Herzrasen, Anstieg des Blutdrucks, Schweißausbrüche, nervliche Anspannung und Erregung. Darüber hinaus führt Schreien zu einem „Fürsorgeverhalten“, das sich in Formen von Beruhigung ausdrückt: auf den Arm nehmen, auf den Rücken klopfen, wippen, schaukeln, singen, summen.
Wenn Kinder unstillbar schreien, tun sie dies in vehementer Art und Weise, weil sie nicht das bekommen, was sie möchten. Oft sind unstillbar schreiende Kinder so beunruhigt, dass sie einfach nur zurück in den Mutterleib wollen – in die gewohnte Umgebung.
2. Ausdruck eines Bedürfnisses
In den meisten Fällen schreien Kinder, weil sie ein Bedürfnis haben, z.B. nach Nähe und Zuwendung, weil sie Trinken möchten, also Durst und Hunger haben oder weil sie sich in ihrer vollen Windel unwohl fühlen oder einen Harndrang haben. Bei untröstlichen Babys führt die Wahrnehmung von einem Mangel (z.B. Hunger) oder einer Empfindung (z.B. mein Magen arbeitet) zu einer Verunsicherung, mit der sie selbst nicht zurechtzukommen. Sie können sich nicht selbst beruhigen, da sie außer sich sind. Manchmal können wir helfen, indem wir ihr Bedürfnis verstehen und es befriedigen (z.B. Windel wechseln oder abhalten). Manchmal möchte das Kind aber auch einfach schreien und ausdrücken, dass es das, was es da in sich spürt einfach unglaublich blöd und beunruhigend findet.
Manchmal vergessen wir ein mögliches Bedürfnis, das unser Baby haben könnte. Dafür habe ich eine kleine Checkliste einwickelt, die du dir kostenlos HIER herunterladen kannst.
Checkliste zu den Grundbedürfnissen meines Babys
Drucke sie aus und hänge sie gut sichtbar an einen häufig besuchten Platz, z.B. an den Kühlschrank oder den Spiegel!
3. Schmerzen (medizinische Ursache)
Entlastend ist die Tatsache, dass sich unerklärbares Schreien in den ersten drei Lebensmonaten in den meisten Fällen keiner bestimmten Erkrankung zuordnen lässt. Ärztliche Hilfe benötigen nur etwa 5 % bis 10 % der Kinder. Ob akute Erkrankungen vorliegen, kann von der Kinderärztin abgeklärt werden.
4. Überforderung von Innenreizen
Untröstliche Babys sind sensible, also feinfühlige und sehr bewusst wahrnehmende Kinder – dies ist eine Qualität ihres Charakters. So nehmen sie auch die Vorgänge in ihrem inneren extrem gut wahr.
Die Verdauung beispielsweise erfolgt durch den Magen-Dickdarm-Reflex, der beim Einfluss von Nahrung den Dickdarm mittels leichter Kontraktion auf die folgende Arbeit vorbereitet. Während viele Kinder das leichte Ziehen gar nicht registrieren, reagieren Schreibabys mit lautstarken Äußerungen.
Sie können das Gefühl nicht ausblenden und lassen sich davon aus der Fassung bringen.
5. Überforderung von Außenreizen
Das heißt, dass die Tatsache, dass zu viele Außenreize ein sensibles Kind nach der Geburt überfordern und hochgradig beunruhigen, bereits schon für das Kind im Bauch der Mutter gilt. Außenreize zu reduzieren, ist die Konsequenz – vor und nach der Geburt.
6. Missverständnisse mit den Eltern
Die Schreiproblematik wird mittlerweile von Seite der Wissenschaft nicht nur von der Seite des Baby betrachtet, sondern auch von der Seite der Eltern. Wenn Eltern permanent überfordert sind, verlieren sie ihr Vertrauen in sich selbst!
Und werden tatsächlich immer hilfloser im Umgang mit dem Kind. Fühlt sich das Kind unverstanden und nicht angenommen, schreit es auch deswegen!
Hier ist das beste Vorgehen, eine Beratung aufzusuchen, um wieder in die eigene Stärke zu kommen. Wir können das Kind nämlich beruhigen – wenn wir selbst entspannt sind! Eltern, die Zeit mit ihrem Kind verbringen, haben quasi automatisch eine sogenannte intuitive, elterliche Kompetenz!
7. Schlechte Gefühle
Wird das Baby ignoriert, z.B. in „Schlaflernprogrammen“, wird nur die Verhaltensebene des Kindes berücksichtigt. Ungeachtet bleiben Gefühle, die das Kind empfindet, wie Einsamkeit. Diese für das Kind unangenehmen Gefühle werden in der Konsequenz versucht zu vermeiden, d.h. das Kind will nicht mehr ins Bett und schreit.
8. Nicht-Da-Sein-Wollen
Manchmal möchten Babys einfach noch nicht auf der Welt sein. Es ist ihnen zu anstrengend, zu ungewohnt. Am liebsten wollen sie vielleicht dahin, wo sie her gekommen sind. Dann dürfen Babys auch einfach mal weinen und schreien und betrauern, dass sie das nicht bekommen.
9. Überforderung von der eigenen Entwicklung
Es liegt nun in der Natur der Sache, dass wir uns als Menschen stetig weiter entwicklen müssen, auch noch im Erwachsenenalter. Am Anfang des Lebens ist die Anforderung unglaublich hoch, allerdings haben Babys aber auch unglaubliche Fähigkeiten, alles, was sie brauchen zu lernen.
Schreibabys lernen langsamer und gründlicher, wie sie in einem Zustand der Ruhe und Ausgeglichenheit bleiben oder wieder zurückkehren können.
Oft geht es dann vielmehr darum, wie wir uns als Mütter unterstützen lassen können, das Kind zu unterstützen und selbst noch so viel neues lernen zu müssen.
10. Gewohnheits-Schreien: die Negativspirale
Exzessives Schreien führt selbst für erfahrende Eltern zu schwer zu bewältigenden Situationen. Es fordert ein hohes Maß an inneren und äußeren Ressourcen, vor allem von der Mutter, und ein gesundes soziales Umfeld. Unstillbares Schreien hat ungeahnte emotionale Auswirkungen, wenn das Kind nicht auf die intuitiven elterlichen Beruhigungsangebote reagiert wie erhofft. Misserfolgserleben weckt Gefühle zu versagen und verletzt damit das Selbstwertgefühl als Eltern. Das Leben mit dem Kind kann nicht mehr genossen werden und Eltern übersehen kleine positive Signale durch permanente Überreiztheit. Kind und Eltern verpassen sich. Die kleinen Glücksgefühle im Alltag mit Kind fehlen, die eine Bewältigung der Arbeitsaufgaben leichter und den Tag lebenswert machen.
Genau daran kann angesetzt werden: für eine Sache sollte an jedem Tag Zeit eingeplant werden. Eine Sache, in der sich beide – Mutter und Kind wohl zusammen fühlen – z.B. beim Kitzeln auf der Wickelkommode. Diese Glücksgefühl, das vom Kind erwidert wird – einmal am Tag bewusst wahrnehmen, dabei verweilen, das Glücksgefühl in jeder Pore des Körpers spüren… Um dann wieder andere Situationen ertragen zu können… Und Tag für Tag ein bisschen Glück – das ist nach ein paar Tagen schon ein kleines Zeithäufchen Glück zusammen